Marcus Dittrich, Bürgermeister von Bad Karlshafen, eröffnete nun im Gästeraum des Rathauses die Ausstellung „Wurzeln schlagen – Menschen und Pflanzen im Exil“. Die Kulturroute des Europarates „Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser“ nimmt in dieser Wanderausstellung den Einfluss, den Einwanderung auf die europäische Kulturgeschichte hat, auf. Die vier die Kulturroute tragenden Partnerorganisationen in Frankreich und Italien, der Schweiz und Deutschland haben jeweils, abgestimmt aufeinander, Ausstellungen entwickelt, die sich mit dem Alltagsthema der Migration auseinandersetzen.
„Im Anschluss wird diese Ausstellung auf dem Weg der Hugenotten- und Waldenser auf die Reise gehen, entgegengesetzt zur damaligen Fluchtbewegung von Nord nach Süd bis zur Schweizer Grenze“, erklärte Dittrich. Die Ausstellung zeige, dass vieles von dem, was wir heute aus unserem Alltag kennen von den Hugenotten und Waldensern mitgebracht wurde. So sei die Nutzung der Zuckerrübe zur Zuckerherstellung, die Erfindung des Dampfkochtopfes oder die Verbreitung der Kartoffel sowie einiger Obst- und Gemüsesorten von Birne bis Blumenkohl den Einwanderern aus Frankreich und Italien zu verdanken. Die mitgebrachten Erfahrungen und Kenntnisse haben die Kulturgeschichte und die Entwicklung von Acker- und Gartenbau, Ernährung und Kochkultur geprägt. Die Verbreitung von Pflanzen, Techniken und Erfindungen hier in Deutschland stehe in direktem Zusammenhang mit der Reformation, der Aufklärung und den Wegen des Exils.
„Dabei geht es nicht nur um die historische Darstellung und Einordnung, sondern auch um die Verknüpfung zum Heute: Das damals Andere und Neue, von der heimischen Bevölkerung sicherlich auch kritisch oder vorurteilsbehaftet beäugt, wenn nicht gar abgelehnt, ist heute Teil unserer Kultur geworden“, so Dittrich. Gleiches gelte für Pizza oder Döner.
Die Ausstellung sei ohne großzügige Unterstützung nicht möglich gewesen. Dittrich dankte Markus Exner von der GrimmHeimat NordHessen und MdL Oliver Ulloth für das Öffnen von Türen beim Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Deutsch-Französischen Bürgerfonds sowie den zahlreichen Stiftungen und privaten Spendern. Ein besonderer Dank galt an diesem Abend dem Bauhof für den Transport, sowie Dorothe Römer, Nina Fremder und Tanja Marx für die liebevolle Herrichtung der Ausstellung. Zu sehen ist sie bis zum 10. Dezember 2023.