Leserbrief: Vor Ort im Kinderdorf Awassa | Beverunger Rundschau

Veröffentlicht am 03.04.2024 11:41

Leserbrief: Vor Ort im Kinderdorf Awassa

Schon seit über 20 Jahren wird das Kinderdorf Awassa in Südäthiopien von uns unterstützt. Neben dem Beverunger Förderverein tragen auch die Fördervereine aus Freiburg und Chicago dazu bei. Und so können 500 Menschen unterstützt werden und erhalten so eine wichtige Hilfe für Ihr eigenes Leben.

Teilnehmer des Vereins aus Beverungen waren vor Ort im Kinderdorf Awassa, um zu sehen, wie die Mittel der Sponsoren verwendet und eingesetzt werden. Corina Warnecke-Kempe, Reiner Kempe (1. Vorsitzender), Lars Scholand, Aline Falk und Falko Schormann haben das Kinderdorf Awassa im Nov 2023 besucht (die Reisekosten wurden von den Teilnehmern selbst bezahlt und sind nicht zu Lasten der Spendengelder gegangen).

Es wurde erneut viel Oberbekleidung (Hosen, T-Shirts und Pullover) für die Kinder im Kinderdorf mitgenommen, dazu auch viele Schuhe. Von der Paderborner Basketballmannschaft „Paderborn Baskets” (die in der zweiten Basketball-Bundesliga spielen), hatten wir ein ganz besonderes Geschenk dabei: (nicht mehr benötigte) Sport-Trikots: Die Kinder im Kinderdorf waren begeistert und haben sich sehr gefreut!

Außerdem wurden viele Medikamente mitgenommen, um die Apotheke im Kinderdorf wieder aufzufüllen. Auch in Äthiopien sind die Medikamente in den letzten beiden Jahren sehr teuer geworden und teilweise schwer oder gar nicht erhältlich. Und daher haben wir insbesondere Medikamente mitgenommen, die in Äthiopien schwer erhältlich sind. Gängigere Medikamente beziehen wir seit einiger Zeit über das Rote Kreuz in Awassa. Das geht schneller und ist auch kostengünstiger. Und wir hatten einen Rollstuhl im Gepäck, der im Kinderdorf gute Dienste leistet - gespendet vom Sanitätshaus Rakers aus Beverungen.

Lars Scholand (Hörgeräteakustiker aus Borgentreich) hat gebrauchte und neue Hörgeräte mitgenommen und hat die Hörgeräte für diejenigen Kinder und Erwachsene angepasst, die unter Hörproblemen zu leiden haben. Dabei wurden über 600 Menschen untersucht und über 300 Hörgeräte konnten bedürftigen Menschen und Kindern mitgegeben werden, dazu jeweils Batterien für 6 Monate (insges. 3.000 Batterien). Bei dieser Aktion hat uns sogar ein Klinikarzt aus dem Krankenhaus Awassa unterstützt und wir haben eine Anerkennungsurkunde vom Krankenhaus Awassa erhalten, für unsere Arbeit im Kinderdorf.

Die Gesundheitsversorgung in Äthiopien ist ungleich schlechter als in Deutschland: viele Menschen haben für einen Arzt oder ein Hörgerät schlicht kein Geld. Und so war es für viele Menschen ein Segen, dass sie mit neuen oder gebrauchten Hörgeräten wieder hören oder besser hören können.

Was uns besonders freut, ist dass der Krankenpflege im Kinderdorf, Mesay, die Betreuung der Kinder im Kinderdorf und auch der Menschen in der „Community” verstärkt hat und häufiger Gesundheitsberatung und -aufklärung durchführt. Dies schafft dort ein besseres Verständnis für den Umgang mit Krankheiten. Im Nov 2023 waren auch Dr. Hermann Hunzinger, Sara Osewo und Serge Oldenbourg im Kinderdorf Awassa vor Ort um sich ein Überblick über die Arbeit im Kinderdorf zu verschaffen. Dabei haben Sie sich intensiv mit dem Kindern und Jugendlichen beschäftigt und auch eine Gesundheitsberatung für die Kinder und Jugendlichen im Kinderdorf sowie für die jungen Frauen aus der Community durchgeführt. Sie haben die Partner-Einrichtung in Shashamene besucht und sind im Stadtteil der Rastafari gewesen.

Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie hatte auch in Awassa zu deutlichen Einschränkungen geführt. Dennoch ist das Kinderdorf trotz der vielfältigen Einschränkungen recht gut und ohne weitere Probleme durch diese schwere Zeit gekommen. Da es in Äthiopien wärmer ist als in Deutschland, verbreiten sich die Vieren dort nicht so stark. Mittlerweile ist der Corona-Virus auch dort deutlich zurückgegangen. Der Russland-Krieg hat massive Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung der Kinder und Menschen in Afrika und in Äthiopien. Unsere ernsten Sorgen beziehen sich auf die direkten Auswirkungen der Krise, die täglich spürbar sind.

Die gestiegenen Lebensmittelpreise und das knappere Angebot an Lebensmitteln schränken die Versorgung mit dem Notwendigsten immer mehr ein. Einige Lebensmittel haben sich um bis zu 50 % verteuert, andere Lebensmittel kosten heute doppelt oder drei Mal so viel wie vor der Pandemie. Gerade in den letzten Monaten sind die Lebensmittelpreise wieder weiter angestiegen und es ist wirklich problematisch. Auch die Preise für Medikamente sind deutlich angestiegen, während gleichzeitig die Löhne nur mäßig angehoben wurden. Wie die Menschen es dort schaffen, mit diesem Spagat tatsächlich umzugehen, verstehen wir selber nicht. Der Wechselkurs der äthiopischen Währung hat in den letzten fünf Jahren mehr als 90 % seines Wertes eingebüßt. Eine so schlimme Inflation hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben. Was das tatsächlich für das tägliche Leben bedeutet, lässt sich für uns kaum begreifen. Betroffen macht uns, dass manche Menschen nicht mehr so viel Geld zur Verfügung haben, um sich genügend Lebensmittel zu kaufen!

Wie sieht es im Kinderdorf aus?

Den Kindern im Kinderdorf geht es insgesamt recht gut und sie sind wohlauf. Zuletzt waren einige Kinder an Malaria erkrankt. Durch die Einschränkungen des Russland-Krieges wird es immer schwieriger, die Kinder und die Menschen aus der „Community” vor Ort zu versorgen. Elfi Strumpen hatte eine Malschule in Kinderdorf gegründet. Einige Kinder des Kinderdorfes lernen malen und zeichnen und es hat sich gezeigt, dass dies eine wichtige Möglichkeit für Sie ist, sich ausdrücken. Gleichzeitig war auch Hendrijk Guzzoni vom Freiburger Förderverein vor Ort, so dass wir uns über die Förderung des Kinderdorfes Awassa gut austauschen konnten. Es soll die Betreuung der Kinder intensiviert und weitere Sozialarbeiter eingestellt werden, die sich verstärkt um die Kinder kümmern können. Erstaunt haben wir zur Kenntnis genommen, dass der äthiopische Staat die Ausbildung an Universitäten zurück fährt und die Kinder nun verstärkt eine Berufsausbildung beginnen sollen. Die Teilnehmer der Reise konnten sich überzeugen, dass die Geldmittel auch dort ankommen, wo sie ankommen sollen. Das Geld ist gut angelegt in die Entwicklung und die Berufsausbildung äthiopischer Kinder und Jugendlicher. Und das seit über 20 Jahren!

Radeln für Kuba und Spenden für Awassa

Unter diesem Motto sind drei Fahrradfahrer aufgebrochen, um einmal mit dem Fahrrad Kuba zu umrunden. Karl Erich Wessler (aus Wehrden), Herbert Stammeier (aus Barntrup) und Wilfried (aus Kleve) sind Anfang Nov 2023 mit Ihren Fahrrädern nach Kuba geflogen, haben mit eigener Pedalkraft Kuba umrundet und haben am Ende etwa 3.000 Fahrradkilometer zurück gelegt. Diese Radtour haben Sie freundlicherweise mit einem Spendenaufruf für das Kinderdorf Awassa verbunden. Erfreulich viele Sponsoren haben sich beteiligt und so ist ein schöner Geldbetrag für das Kinderdorf Awassa zusammen gekommen.Vielen Dank!

Eigentlich müssten wir viel mehr Geld nach Äthiopien überweisen, um die stetige Verteuerung auszugleichen. Der Russland-Krieg verteuert die Lebensmittel und die Lebenshaltung viel drastischer als in Deutschland. Zudem wurden in Europa die Menschen aufgerufen, den Menschen in der Ukraine zu helfen. Dieses Geld fehlt nun auch für Äthiopien.

Und weiterhin dieser sinnlose Krieg - und wieder müssen die Kinder darunter leiden, dass tausende Kilometer entfernt ein Krieg tobt, an dem sie keine Schuld tragen. Die fehlenden Getreidelieferungen aus der Ukraine und Russland machen sich immer deutlicher in ganz Afrika bemerkbar. Getreide und Lebensmittel fehlen und werden immer teurer. Es macht den Menschen immer mehr sorgen, wovon sie die steigende Lebensmittelpreise eigentlich bezahlen sollen oder können. Das bedeutet auch: das Kinderdorf muss das gesamte Budget neu durchdenken und zusammenstellen, damit aus dem vorhandenen Geld das Kinderdorf weiterhin unterhalten werden kann. Es wird versucht, Kosten zu sparen. Der Bereich der Berufsausbildung wird reduziert, damit das Geld im Kinderdorf genutzt werden kann. Und für die Unterstützung Bedürftiger in der „Community” würde eigentlich auch mehr Geld benötigt, doch das ist leider nicht da. Das ist eine sehr schwere Aufgabe für den Leiter des Kinderdorfes Ato Girma Melesse und seine Mitarbeiter!

Wir sind über das unermessliche Leid des Krieges entsetzt und bestürzt - trotzdem und weiterhin eine herzliche Bitte an Sie: dass sie uns bitte weiterhin regelmäßig unterstützen und uns gewogen bleiben! Und sollte es Ihnen doch möglich sein, etwas extra zu Spenden, würde uns das sehr weiter helfen!

Das Einzige was wir hier aus der Ferne tun können, ist unseren Kindern im Dorf genug finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um auch die nächste und sehr schwierige Zeit gut zu überstehen. Bis dahin, bitten wir euch alle, um Hilfe bei der Versorgung der Kinder mit ausreichend Nahrungsmitteln und Medikamenten.

DANKE!

Im Namen aller Mitarbeiter und aller Kinder des Kinderdorfes und den Begünstigten aus der „Community” unseres Projekts möchten wir uns nochmals für Ihre wertvolle Hilfe und Unterstützung sehr herzlich bedanken!

Mit freundlichen Grüßen
Kinderdorf Awassa
Dritte Welt und Umwelt e. V., Beverungen und Lauenförde
Reiner Kempe, 1. Vorsitzender
Post an: Werner Lüdtke (Kassierer), Lange Str. 41a, 37697 Lauenförde

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