Mit der Extraportion Smooth | Beverunger Rundschau

Wenn bekannte Künstler mit neuen Programmen auf Tournee gehen, wird nichts dem Zufall überlassen. Bevor es richtig losgeht, gibt es regelrechte Vortourneen in kleineren Hallen. Der Münsteraner Jazz-Entertainer Götz Alsmann (66) feiert am 1. Juni im Admiralspalast in Berlin die Premiere seines neuen Konzertprogramms “bei Nacht”. Bis dahin wird er aber 14 Vorpremieren gespielt haben.

Der Auftakt zu dieser Vorpremieren-Tournee startete am Freitag, dem 12. April, in Beverungen. “Was wir heute Abend in der Stadthalle Beverungen erleben, ist gewissermaßen die Welturaufführung des neuen Programms”, sagte Veranstaltungsorganisator Carsten Hormes. Nach der Vorpremierentour folgt dann die Haupttournee mit fast 50 Konzerten bis zum 14. Dezember. Es war also ein ganz besonderer Abend, den die rund 400 Konzertbesucher am Freitag in Beverungen erleben durften.

Die Kulturgemeinschaft Beverungen wird immer wieder als Partner von Vorpremieren ausgewählt. Unlängst hatten beispielsweise die Comedians Atze Schröder und Luke Mockridge in Beverungen Vorpremieren gehabt. Man kann bei einer Vorpremiere nicht erwarten, dass schon alles in perfekter Weise rund läuft. Auch bei Götz Alsmann ruckelte es noch etwas in der Technik, aber es war ein besonderer Abend mit einem besonderen Knistern in der Luft und einer besonderen Spannung.

Die Musik von Götz Alsmann muss man niemandem mehr erklären, immerhin hat der Pianist, Sänger, TV- und Radiomoderator in seiner Karriere bislang über 30 Tonträger veröffentlicht. Götz Alsmann steht für eine Musik, die eigentlich ein Paradoxon ist. Götz Alsmann vereint Jazz und Schlager. Jazz ist eigentlich das musikalische Gegenteil von Schlager und umgekehrt. “Ich spreche ja selbst meist nur von jazzähnlicher Musik und vermeide den Begriff Jazzschlager”, sagt Alsmann über seine Musik.

Das neue Programm “… bei Nacht …” macht genau da weiter, wo er zuletzt 2020 mit dem Album “L.i.e.b.e” aufgehört hatte. Zuvor hatte Alsmann mit den Alben „In Paris“ (2011), „Am Broadway“ (2014) und „In Rom“ (2017) die Songwelten von Metropolen ausgelotet. Auf dem neuen Album “… bei Nacht …” hat Alsmann kongeniale Songs über die Nacht zusammengetragen.

Es geht um mehr oder weniger in Vergessenheit geratene und nicht so bekannte Perlen der deutschen und internationalen Schlagergeschichte, die Alsmann neu arrangiert und in regelrechte Jazz-Chansons verwandelt hat. Ein besonderes Beispiel war die deutsche Version „Gestern noch“ des Beatles-Klassikers „Yesterday“. Die Frage, ob man „Yesterday“ wirklich auf Deutsch haben muss, kann man getrost offen lassen, was Alsmann und seine Band aber auszeichnen, ist ihr einzigartiger, percussiv swingender Sound. Mit Klavier, Vibrafon, Schlagzeug, Percussion und Kontrabass kreierten Götz Alsmann und sein Begleitquartett eine Musik mit einer Extraportion Smooth.

Der Professor der Musikwissenschaft fungierte dabei immer wieder als Moderator mit Witz und charmanten Conférencen. Seine Recherchen über das Nachtleben von früher ließen ihn auch seine eigenen Geschichten erzählen: von der nächtlichen Geräuschkulisse seiner Kindheit gegenüber einem Schrottplatz, dem Geheimagentenfilm im Pantoffelkino für eine Mark 50 oder auch dem Friseurbesuch mit seinem Vater. „Ich hatte immer einen Zettel meiner Mutter mit den Worten „Fassonschnitt mit Scheitel, vorne nicht zu kurz“ dabei“, deutet er auf sein Markenzeichen – seine Haartolle – und witzelt: „So wie auch heute noch.“

In Beverungen war nicht nur zum ersten Mal das neue Programm live zu sehen. Es war auch das erste Mal, dass die Songs überhaupt zu hören waren, denn das zugehörige neue Album erscheint erst Ende Mai zum Start der offiziellen Tournee. Für die Aufnahmen zu “… bei Nacht …” hatte Götz Alsmann illustre Gäste wie den Geiger Daniel Hope, Schlagerikone Roland Kaiser, Sängerin Yvonne Catterfeld, Trompeter Till Brönner und das Swing-Trio Zucchini Sistaz ins Studio eingeladen.

Im Programm der Kulturgemeinschaft Beverungen geht es im April weiter mit der Kabarett- und Comedyreihe „Beverungen macht ernst mit lustig“: Für Jochen Malmsheimer, Christian Ehring, Florian Schroeder, und Daphne de Luxe sind noch Karten erhältlich. Olaf Schubert und Lisa Eckhart sind bereits fast ausverkauft. Weiter Infos im Netz (kulturgemeinschaft-beverungen.de) und im Kulturbüro Beverungen unter Tel. 0 52 73 - 392 223.