Mit Sorge um die Eignung der Waldwege im Reinhardswald für Erholungssuchende hatten sich die Bürgermeister des Altkreises Hofgeismar Ende letzten Jahres an das Forstamt Reinhardshagen gewandt. Der neue Forstamtsleiter Holger Pflüger-Grone hat den Bürgermeister daraufhin einen Austausch vor Ort angeboten. Mit der Aufnahme der Arbeiten des Wegebauzuges von HessenForst-Technik im Bereich des Forstamtes Reinhardswaldes folgte umgehend eine Einladung in den Wald. Dieser folgten die Bürgermeister Torben Busse (Hofgeismar), Marcus Dittrich (Bad Karlshafen), Lars Obermann (Immenhausen), Martin Lange (Trendelburg), Fred Dettmar (Gemeinde Reinhardshagen) sowie Manuela Greipel und Lena Eckert (Naturpark Reinhardswald). Mitten im Revier Wilhelmshausen trafen diese auf den zuständigen Revierleiter Jens Helberg sowie den Leiter von HessenForst-Technik, Johannes Flikschuh, samt zwei Maschinenführern Markus Heiwig und Jörg Dülfer mit ihren beiden Spezialmaschinen.
Gut 630 Kilometer Waldwege erschließen den Reinhardswald, damit Förster, Forstwirte und Unternehmer an ihre Arbeitsstellen kommen und ebenso der Rohstoff Holz als Hauptprodukt der nachhaltigen Forstwirtschaft abtransportiert werden kann. Gut ausgebaut dienen diese Erschließungsstraßen auch den wandernden oder Rad fahrenden Erholungssuchenden. Allerdings unterscheiden sich mitunter die Ansprüche der verschiedenen Nutzergruppen, was wohl auch die Sorge der Bürgermeister auslöste. Überwiegend werden im Wald sogenannte Sand-Wasser-gebundene Wege gebaut. Das sind Schotterwege, die angesichts der starken Beanspruchung durch schwere Holzernte- und -transportmaschinen mit verhältnismäßig einfacher Technik unterhalten und instandgesetzt werden können.
An einem etwa 300 Meter langen Wegestück wurde dies vorgeführt. Mit einem Motorgrader wurde das zuvor lose von einem LKW geschüttete Schottermaterial mit acht Überfahrten so verteilt, dass ein rundes, uhrglasartiges Wegeprofil entstand. Doch die Maßnahme war damit noch nicht beendet. In langsamer Fahrt fuhr ein Geräteträger (Schlepper) samt den dem Wegeprofil angepassten vier Plattenverdichtern über das vorgeformte Profil. Die Rüttelplatten verdichteten den Waldweg und hinterließen ein ideales rundes Wegeprofil, von dem künftig das Regenwasser schnell abgeführt werden kann. Wasser kann durch Erosion nämlich große Schäden am Wegekörper anrichten. Andererseits wird eine Mindestfeuchtigkeit benötigt, um das Korngrößengemisch mit Steinanteilen von 0 bis 32 mm miteinander verzahnen zu können. Die durch die Feuchtigkeit gehaltenen Feinanteile bilden dabei das erforderliche Bindemittel.
Die Trockenheit im letzten Jahr führte dann auch dazu, dass bereits ausgebrachtes Wegebausteinmaterial nicht eingebaut werden konnte, da schlichtweg eben diese Grundfeuchtigkeit fehlte. Die Folge waren teilweise grob wirkende Wegeoberflächen, auf denen schwer zu wandern und noch schlechter mit dem Fahrrad zu fahren war.
Die Bürgermeister und die Naturpark-Geschäftsführerin zeigten sich beindruckt von den Fertigkeiten der beiden Maschinenführer und dem Ergebnis eines fast glatten Waldweges. „So ist es ideal für die Erholungssuchende,“ stellte Bürgermeister Busse fest. Ergänzend fragte Bürgermeister Dittrich, ob bekannte Wegeschäden auch kurzfristig behoben werden könnten“.
Johannes Flikschuh erläuterte, dass HessenForst-Technik zwölf Grader in Verbindung mit Systemschleppern samt Plattenverdichtern für die Staatswaldungen vom Neckar im Süden von Hessen bis hier im Norden an die Weser vorhalte. Jede Wegebauzugeinheit bediene mehrere Forstämter, so dass diese nicht immer im Reinhardswalds vor Ort sein könnten.
Bürgermeister Dettmar dankte als Sprecher der Bürgermeister des Altkreises Hofgeismar für den Aufwand, mit dem das Forstamt Reinhardshagen den Bürgermeistern und dem Naturpark Reinhardswald mit einer sehr anschaulichen Vorführung die Grundzüge des forstlichen Waldwegebaus verständlich nähergebracht habe. Pflüger-Grone schloss mit dem Appell, immer wieder die Kommunikation über die vielseitigen Ansprüche an die Waldwege und die betrieblichen Erfordernisse zu suchen.