„Never change a winning team“ – so könnte das Motto der neuesten Eigenproduktion des Kulturkreises Lauenförde e.V. lauten, denn die alten Hasen des Theaters „dolce vita“, die schon viele Projekte erfolgreich auf diese Bühne brachten, waren wieder einmal am Werk. Die musikalische Komödie „Stöckelschuh und Taktgefühl“ feierte jetzt vor ausverkauftem Haus Premiere und, um es vorweg zu nehmen, die Zuschauer waren begeistert.
Die Geschichte, geschrieben von Eva-Maria Ferber, spielt in einem ehrenwerten Mietshaus, in dem die Hausmeisterin Elfriede Bolte für Ruhe und Ordnung sorgt. Alles scheint gut, bis die Burlesque-Tänzerin Sondra Choupette einzieht. Die übt jeden Morgen in knapper Unterwäsche ihre Choreografien auf dem Balkon und schert sich den Teufel um die Hausordnung. Lustige Verwicklungen und große Dramen sind also vorprogrammiert.
Der erste Akt kommt als leichter Boulevard daher. Eva-Maria Ferber als Elfriede flippt und zickt im Bühnenbild eines Hausflurs im 50er-Jahre-Stil herum, nervt ihre Mieterinnen mit immer neuen Regeln, tratscht über alles und jeden und gibt in quitschkomischen Comedys ihre antiquierten Lebens-und Moralvorstellungen zum Besten. Die Münchner Schauspielerin und Tänzerin Sandra Steffl als Sondra Choupette hält mit lasziven Anspielungen, bissiger Ironie und schlagendem Humor dagegen. Die scheinbar beschwingte Sorglosigkeit, mit der sie durch´s Leben tanzt, treibt Elfriede an den Rand des Wahnsinns. Das ausgleichende Element zwischen den beiden ist die Bewohnerin des Tiefparterres, Mia Müller, immer gut gelaunt und voller Tatendrang und glänzend dargestellt von Tanja Maaß.
Im zweiten Akt wandelt sich die Szenerie. Das Bühnenbild ist komplett verschwunden und durch eine Filmleinwand ersetzt, auf der die Visualisierungen unerfüllter Lebensträume und Sehnsüchte der drei Protagonistinnen sichtbar werden und wo jede ihren ganz persönlichen Alptraummoment erlebt, den des Nicht-mehr-gesehen-werdens, des Alterns und des Sterbens. „Können Sie sich vorstellen, wie es ist, einfach zu verschwinden?“ fragt Elfriede die Zuschauer. Am Schluss schaffen aber alle die Metamorphose in eine neue, spannende Zeit und singen im furiosen Finale ihr neues Lebensmotto heraus: „Alles klar, wir haben es kapiert, wir rocken das Leben, egal was passiert.“
Das Stück lebt mit und von den charakterlichen Gegensätzen der Rollenfiguren Elfriede und Sondra und Ferber und Steffl schenken sich dabei nichts. Beide Darstellerinnen sind im Schauspielfach ebenso zu Hause wie in der Musik und nehmen sich die verschiedensten Gesangsstilrichtungen gekonnt zur stimmgewaltigen Brust, vom spritzigen Kabarettsong über gefühlvolle Balladen bis hin zur großen Opernarie. Das I-Tüpfelchen sind dabei die furiosen Burlesque-Tänze von Steffl. Ob Emotion, Blödelei oder fast makabre Satiere: die beiden bringen Textkaskaden und Wortspielereien mit einem solchen Schwung über die Rampe, dass es die Zuschauer am Schluß von den Stühlen riß.
Unter der Gesamtleitung von Wolfgang Ferber hat das Theater „dolce vita“ einmal mehr eine Inszenierung geschaffen, die das Zeug hat, länger auf dem Spielplan zu stehen. Mit der Unterstützung von Jörg Lamster vom „WetCat-Musikstudio“ Uslar wurde der richtige Beat unter die Songs gesetzt, die mit dem aufwändigen Lichtdesign von Manuel Ferber in das richtige Licht gerückt wurden.
Alle Vorstellungen im Oktober sind bereits ausverkauft. Wer das amüsante Spektakel noch erleben möchte, kann Karten für Januar und Februar 2024 ordern unter www.kultur-kreis.com oder über die Kartenhotline: 05273/801100. Auch für die Stücke „Friede, Freude, Hundekuchen“, „Herzkasper“ und „Josef, wir brauchen einen Krippenplatz“ sind hier noch Karten erhältlich.