Mit dem Hugenotten- und Waldenserpfad endet eine der wichtigen Kulturrouten des Europarates in Bad Karlshafen. Der Wanderweg, der vier europäische Länder über 2.500 Kilometer miteinander verbindet, führt quer durch den Landkreis Kassel über hugenottische und waldensische Kolonien wie Kelze oder Gottstreu bis nach Bad Karlshafen.
Dorothe Römer, stellvertretende Vorsitzende des Hugenotten- und Waldenserpfad e.V., und Nina Fremder, Geschäftsführung der Bad Karlshafen GmbH, nahmen am Sonntag, den 24. September, an den Feierlichkeiten zur Fertigstellung des Schweizer Routenverlaufs in Thayngen nahe der deutschen Grenze teil. „Die Bedeutung des Pfades für unsere Region wird einem bei einer solchen Veranstaltung noch einmal sehr deutlich”, so Fremder. Man müsse sich vor Augen führen, dass der Weg Mahnmal dafür ist, dass Menschen in ihrer Heimat Schlimmes angetan wurde. Als Flüchtlinge fanden sie in Nordhessen und anderen reformierten Gebieten Norddeutschlands Freiheit, nicht wenige auch eine neue Heimat. „Die Geschichte wiederholt sich und ein Weg wie der Hugenotten- und Waldenserpfad gibt direkt vor unserer Haustür Anlass, darüber nachzudenken, was wir aus der Vergangenheit lernen können und wie wir mit den Themen Vertreibung, Flucht und Aufnahme jetzt und zukünftig umgehen möchten”, ergänzt Römer. Während eines Festaktes mit Delegationen aus Frankreich, Italien, Deutschland und der Schweiz überbrachte Dorothe Römer die Grüße der deutschen Delegation. Mit einer Sanduhr ausgestattet, war es ihr nicht nur möglich, die knappe Redezeit einzuhalten, sondern auf humorvolle Art auch einen Schlenker in die Geschichte Bad Karlshafens zu machen. In eine Zeit, in der die Redezeit der Prediger in der Invalidenhauskapelle noch durch eine Sanduhr vorgegeben wurde.
Als Kulturroute des Europarates bindet er darüber hinaus den Landkreis Kassel in ein großes Netz bedeutender Themenrouten ein. Seit 1987 zeichnet der Europarat internationale Netzwerke als „Kulturrouten des Europarates” aus. Diese Netzwerke lassen die Routen lebendig werden, indem sie interdisziplinär im Bereich (Kultur-)Tourismus, historische Forschung, Kunst und Kultur, Bürger- und Jugendaustausch zusammenarbeiten. Andere namhafte Kulturrouten sind beispielsweise die Jakobswege nach Santiago de Compostela, die Via Regia oder die Route der Industriekultur. Der Hugenotten- und Waldenserpfad thematisiert in diesem Geflecht die Flucht der französischen Calvinisten vor ihren katholischen Verfolgern sowie die Vertreibung der reformierten Waldenser aus dem Piemont. Dr. Renate Buchenauer, Koordinatorin des Vereins, fasst den Grundgedanken dieser Kulturroute prägnant und mit einem kleinen Augenzwinkern zusammen: „Viele Wege führen nach Rom, nur dieser Weg führt absolut nicht nach Rom!”