In diesen Tagen blicken die Landwirte sorgenvoll auf den Wetterbericht, der für die kommenden Tage ergiebigen Regen vorhersagt. Die Regenperiode kommt für die Getreideernte zur falschen Zeit. Raps und Triticale sowie die ersten Weizenfelder sind reif und müssten jetzt abgeerntet werden. Die nassen Ähren geben aber die Feuchtigkeit an die Körner weiter, die nur mit einem Wassergehalt unter 15 Prozent lagerfähig sind. Feuchter geerntetes Getreide muss unter Energieaufwand durch heiße Luft in Trocknungsanlagen behandelt werden. Die Trocknungskosten werden dem Landwirt in Rechnung gestellt und mindern dessen Ertrag. Das Preisniveau für Getreide liegt in diesem Jahr ohnehin deutlich niedriger als in 2022 bei gestiegenen Kosten für Energie, Treibstoff und Düngemitteln. Reife Rapsschoten können durch Wind und starken Regen aufplatzen, wie kürzlich geschehen und die Körner fallen zu Boden und können nicht mehr geerntet werden. Reife Triticale oder Weizenkörner beginnen nach einigen Tagen feuchter Witterung mit der Keimung, obwohl sie noch in der Ähre haften. Dies betrifft insbesondere umgeknickte Halme, die nahe am Boden liegen. Der Keimungsprozess verändert die chemische Zusammensetzung und schädigt die Backeigenschaften. Das Getreide kann dann nicht mehr als Brotgetreide sondern nur noch als minderwertigeres Futtergetreide unter Ertragsverlust für den Landwirt verkauft werden. Ist das Getreide gekeimt, kann es selbst als Futtergetreide nicht verwendet werden. So entscheidet das Wetter in diesen Tagen über die Höhe des „Lohns“ eines ganzen Jahres Arbeit für die Landwirte und ihre Familien.
Für andere Ackerfrüchte wie Futtergras, Mais oder Zuckerrüben ist der Regen wachstumsfördernd. Wenn die Blätter aber nicht zwischendurch abtrocknen können und es relativ kühl ist, fördert dies wiederum Pilzkrankheiten, wie die Braunfäule, die Kartoffeln und Tomaten befällt und in wenigen Tagen zum Absterben bringt.