Engagierter Spielzeitstart: Der Trafikant eröffnet neue Saison in Beverungen | Beverunger Rundschau

Veröffentlicht am 04.09.2023 12:35

Engagierter Spielzeitstart: Der Trafikant eröffnet neue Saison in Beverungen

Die Schauspieler Mark Plewe (l.) und Christian Zell als Onkel und Neffe auf der Bühne der Beverunger Stadthalle. (Foto: Kulturgemeinschaft)
Die Schauspieler Mark Plewe (l.) und Christian Zell als Onkel und Neffe auf der Bühne der Beverunger Stadthalle. (Foto: Kulturgemeinschaft)
Die Schauspieler Mark Plewe (l.) und Christian Zell als Onkel und Neffe auf der Bühne der Beverunger Stadthalle. (Foto: Kulturgemeinschaft)
Die Schauspieler Mark Plewe (l.) und Christian Zell als Onkel und Neffe auf der Bühne der Beverunger Stadthalle. (Foto: Kulturgemeinschaft)
Die Schauspieler Mark Plewe (l.) und Christian Zell als Onkel und Neffe auf der Bühne der Beverunger Stadthalle. (Foto: Kulturgemeinschaft)

Mit einem Gastspiel des Westfälischen Landestheaters aus Castrop-Rauxel ist die Kulturgemeinschaft Beverungen offiziell in die neue Spielzeit gestartet. Über 30 Veranstaltungen stehen bis Ende Mai auf dem Spielplan, darunter zahlreiche Theaterinszenierungen.

Den Auftakt machte die Jugendtheater-Produktion „Der Trafikant” des zeitgenössischen österreichischen Autors Robert Seethaler (57). Mit dem Trafikanten hat Seethaler eine moderne Coming-of-Age-Geschichte in die Zeit des näher rückenden Zweiten Weltkriegs verlegt. „Franzel”, engagiert dargestellt von dem aus Kiel stammenden jungen Schauspieltalent Christian Zell (27), kommt 1937 aus einem Dorf im Salzkammergut in die Metropole Wien, um bei seinem Onkel, dem Trafikanten, eine Ausbildung im Einzelhandel zu machen.

Eine Trafik ist in Österreich ein Ladengeschäft für Tabak, Presse und Schreibwaren. In diesem intellektuellen Dunstkreis wird Franzel zum ersten Mal mit Politik, Judenhass und Nationalsozialismus konfrontiert. Und er entdeckt die erste große Liebe - wie es eine Coming-of-Age-Geschichte verlangt.

In der Trafik begegnet Franz auch dem berühmten Doktor Sigmund Freud, der ihm den Rat gibt, jeden Morgen seine Träume aufzuschreiben. Als der nazikritische Onkel von der Gestapo abgeholt und ermordet wird, beginnt Franz täglich seine Traumnotizen im Schaufenster der Trafik auszuhängen, wie ein symbolisch-poetischer Spiegel der Zeit. Schließlich gerät auch Franz ins Visier der Gestapo.

„Echt krass, vor allem weil die Zeit ja wirklich so war, und das schlimmste ist, dass heute viele Leute auch wieder so krank nazimäßig drauf sind”, sagte eine Schülerin. In jedem Fall hat das Stück die jungen Theaterbesucher zum Nachdenken angeregt.

„Der Trafikant” ist eine Wiederaufnahme von 2021. Aber auch in seiner neuesten Produktion „Man muss für Werte eintreten” thematisiert das Landestheater Rechtsradikalismus in der Gesellschaft. Das Stück, das zeitgleich zur Beverunger Trafikanten-Aufführung im Studio in Castrop-Rauxel seine Welturaufführung hatte, behandelt den Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Jahr 2019.

Möglicherweise ist dieses Stück ja in der nächsten oder übernächsten Spielzeit auch in Beverungen zu sehen. Das Interesse wäre sicher groß, denn der Fall hat sich nicht nur in der Nähe ereignet, sondern es gibt auch Spuren der mittelbaren Beteiligung, die in den Kreis Höxter führen.

Im Programm der Kulturgemeinschaft geht es am Donnerstag, 14. September, weiter mit dem Kindermusical „Urmel schlüpft aus dem Ei”, das um 15 Uhr in der Aula des Gymnasiums aufgeführt wird. Infos zu Karten und zum vollständigen Programm gibt es auf der Homepage (kulturgemeinschaft-beverungen.de) und am Info-Telefon 05273/392-220.

north