Bürgerentscheid zum Nationalpark Egge - Infoveranstaltungen durchgeführt | Beverunger Rundschau

Veröffentlicht am 23.05.2024 12:21, aktualisiert am 23.05.2024 12:51

Bürgerentscheid zum Nationalpark Egge - Infoveranstaltungen durchgeführt

Sie informierten und stellen sich den Fragen (v. l.) Frank Grawe (Landschaftsstation Höxter), Roland Schockemöhle (Leiter des Regionalforstamts Hochstift), Landrat Michael Stickeln, Hans Jürgen Wessels (Vors. Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge), Viktor Haase (Staatssekretär NRW-Umweltministerium), Harald Gläser (Leiter Bürgerwaldes Brakel), und Dr. Gerald Stracke (IHK OW).  (Foto: Barbara Siebrecht)
Sie informierten und stellen sich den Fragen (v. l.) Frank Grawe (Landschaftsstation Höxter), Roland Schockemöhle (Leiter des Regionalforstamts Hochstift), Landrat Michael Stickeln, Hans Jürgen Wessels (Vors. Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge), Viktor Haase (Staatssekretär NRW-Umweltministerium), Harald Gläser (Leiter Bürgerwaldes Brakel), und Dr. Gerald Stracke (IHK OW). (Foto: Barbara Siebrecht)
Sie informierten und stellen sich den Fragen (v. l.) Frank Grawe (Landschaftsstation Höxter), Roland Schockemöhle (Leiter des Regionalforstamts Hochstift), Landrat Michael Stickeln, Hans Jürgen Wessels (Vors. Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge), Viktor Haase (Staatssekretär NRW-Umweltministerium), Harald Gläser (Leiter Bürgerwaldes Brakel), und Dr. Gerald Stracke (IHK OW). (Foto: Barbara Siebrecht)
Sie informierten und stellen sich den Fragen (v. l.) Frank Grawe (Landschaftsstation Höxter), Roland Schockemöhle (Leiter des Regionalforstamts Hochstift), Landrat Michael Stickeln, Hans Jürgen Wessels (Vors. Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge), Viktor Haase (Staatssekretär NRW-Umweltministerium), Harald Gläser (Leiter Bürgerwaldes Brakel), und Dr. Gerald Stracke (IHK OW). (Foto: Barbara Siebrecht)
Sie informierten und stellen sich den Fragen (v. l.) Frank Grawe (Landschaftsstation Höxter), Roland Schockemöhle (Leiter des Regionalforstamts Hochstift), Landrat Michael Stickeln, Hans Jürgen Wessels (Vors. Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge), Viktor Haase (Staatssekretär NRW-Umweltministerium), Harald Gläser (Leiter Bürgerwaldes Brakel), und Dr. Gerald Stracke (IHK OW). (Foto: Barbara Siebrecht)

Der Kreistag des Kreises Höxter hat am 5. Oktober 2023 mehrheitlich die Einrichtung eines Nationalpark Egge abgelehnt. Dagegen richtete sich ein Bürgerbegehren. Der Kreistag bestätigte seine Entscheidung am 18 März 2024 und lehnte weiter einen Antrag auf Einrichtung eines Nationalparks Egge ab. Jetzt wird ein Bürgerentscheid durchgeführt, der über die Frage einer Antragstellung entscheidet, wenn sich mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten (23.000 Wählende) als Mehrheit für oder gegen den Nationalpark entscheiden. Der Kreis Höxter lud zu Informationsveranstaltungen mit Fragerunde in Warburg, Beverungen und Steinheim ein, damit eine faktenbasierte Entscheidung möglich wird. Das Interesse der Bevölkerung war bei den gut besuchten Veranstaltungen hoch. Bis zum 12. Juni um 24 Uhr können die 115.000 Wahlberechtigten des Kreise Höxter ihre ausgefüllten Briefwahlunterlagen beim Kreis Höxter abgeben. Die Wahlunterlagen werden gegenwärtig verschickt.

Infos zu den Zielen

Bei den Infoveranstaltungen wurde über die Ziele eines Nationalparks und die Schritte zu seiner Ausweisung informiert. Die Ausweisung eines Nationalparks würde die Ziele für die Waldflächen zugunsten des Natur- und Artenschutzes verschieben, Umweltbildung, Forschung und Naturerlebnis sollen möglich sein. Gegenwärtig arbeiten die Forstleute im Auftrag des Landes nach den Zielen: nachhaltige Holznutzung, Erhaltung der Schutzfunktion des Waldes (Trinkwasser, Klima, Artenschutz…) und Erholungsfunktion für den Menschen. Gegenwärtig sind 86 Prozent der Fläche schon mit einem Schutzstatus versehen. Aus der Nutzung genommen sind insgesamt 1150 ha (12%) als Naturwaldzellen oder Wildnisgebiete, 74 % sind als Naturschutzgebiete oder Natura 2000 Gebiete geschützt.
Die Ausweisung eines Nationalparks Egge beträfen nur die Waldflächen, die sich Besitz des Landes befinden. Auf 75 Prozent dieser Flächen soll die Nutzung (Holzgewinnung und Jagd) ganz eingestellt, die Flächen sich selbst überlassen werden. Eine Holznutzung in der sogenannten Managementzone ist möglich. Es würde ein Wegeplan mit striktem Wegegebot erarbeitet. Wandern, Befahren und Reiten bleibt weiterhin möglich, Teilstrecken um „Kernzonen“ könnten aber gesperrt werden. Ein Nationalpark nach § 24 des Bundesnaturschutzgesetztes soll im Idealbild eine arrondierte Fläche sein die mindestsens 10.000 ha umfasst und möglichst frei von Siedlungen und Verkehrsadern sein. Eine Nationalparkfläche soll in diese Richtung entwickelt werden und nach 30 Jahren soll das Ziel erreicht sein. Die fragliche Fläche umfasst 12.200 ha, ist aber langestreckt mit vielen Grenzen zu Offenland (Acker/Wiese) und zerschnitten von der B64, der B68 und der A44.

Pro und Contra

Befürworter des Nationalparks erhoffen sich einen generationenübergreifenden Schutz für heimische Tiere und Pflanzen als Maßnahme gegen einer der größten, gegenwärtigen Krisen, dem Artensterben. Sie halten die Egge als Nationalpark für sehr geeignet und möchten die Biotope gefährdeter aber dort vorkommender Arten wie Wildkatze, Schwarzstorch, Sperlingskautz und Geburtshelferkröte dauerhaft geschützt wissen. Sie befürworten die Abholzung nicht heimischer Bäume, die als klimaresiliente Arten zur Holzerzeugung angepflanzt wurden. Sie erwarten, dass es keine“ industrielle Holzernte“ und Windkraftanlagen geben wird und keine Solarfelder im Nationalpark entstehen können und Wanderwege in Stand gehalten werden. Weiterhin erwarten Sie eine Attraktivitätssteigerung und einen Imagegewinn für die Region im Bereich Tourismus und dadurch wirtschaftlichen Zuwachs und durch Besucherlenkung und Angebot Naturerlebnisse für Einheimische und Gäste jeden Alters.
Gegner des Nationalparks Egge erwarten Arbeitsplatzverluste in der Holz- und Möbelindustrie, die auf Zukauf von Holz aus anderen Regionen oder dem Import angewiesen wären mit der Gefahr höherer Klimaschäden durch Transport und Herkunft aus nicht nachhaltiger Forstwirtschaft. Sie schätzen einen wirtschaftlichen Zuwachs im Bereich Tourismus als nicht so hoch ein. Sie befürchten wirtschaftliche Nachteile für umliegende Land- und Forstwirtschaft z. B. durch Wegsperrungen, Ankauf von weiteren Flächen und höhere Wildschäden. Die Gegner halten den Schutzstatus der Flächen für den Natur- und Artenschutz für ausreichend und vertrauen auf die ordnungsgemäße Bewirtschaftung durch die Forstleute auch im Sinne des Natur- und Artenschutzes mit Schonung der Ressourcen Boden und Trinkwasser und einer Weiterentwicklung zu einem arten und strukturreichen Dauerwald. Die Gegner befürchten, dass die die überwiegend jungen Bestände des Eggekamms, die sich zukünftig zu einem dichten, tierartenarmen Jungbestand entwickeln werden, durch das Eingriffsverbot nicht lichter und damit artenreicher gehalten werden könnten. Sie sehen keinen Mehrwert in der Ausweisung eines Nationalparks für den Naturschutz oder die Erholung. Sie halten eine generationenübergreifende Perspektive für die Nationalparkflächen nicht für seriös und die Kosten für einen Nationalpark für unnötig. Der Bau von Windkraftanlagen sei schon durch andere rechtliche Vorgaben unmöglich.
Weiter Information gibt es auf der Homepage des Kreise Höxter, bei www.unsere Egge.de (Unsere Egge e. V.), und unter www.egge-nationalpark.de (Bündnis Wildschön) und unter dem Stichwort IHK Gutachten Egge Nationalpark.

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