Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm, der auch gleichzeitig Vorsitzender des Standort-Arbeitskreises Würgassen ist, zeigte sich nach der Bekanntgabe enttäuscht über die Stellungnahme der Entsorgungskommission (ESK) des Bunderumweltministeriums zum geplanten Logistikzentrums für Atommüll in Würgassen. In einer Pressemitteilung nahm der Standort-Arbeitskreis zur Veröffentlichung der ESK Stellung:
„ Der Standort-Arbeitskreis Würgassen hat die Stellungnahme der Entsorgungskommission mit großer Enttäuschung aufgenommen. Die Entsorgungskommission war Ende April mit dem Standort-Arbeitskreis in Lauenförde zusammengetroffen, um sich ein Bild vom geplanten Standort Würgassen zu machen und sich die Sachargumente vortragen zu lassen, die gegen den Standort Würgassen sprechen.
Die Entsorgungskommission hat sich mit den Argumenten auseinandergesetzt und dazu eine 23seitige Stellungnahme verfasst. Sowohl der Hochwasserschutz als auch die Geologie werden dabei nicht als Ausschlusskriterien angesehen. Die schlechte Verkehrsanbindung über Bahn und Straße sowie die weite Entfernung zum Endlagerstandort Schacht Konrad in Salzgitter werden zwar problematisiert, bilden aber ebenfalls kein Ausschlusskriterium, auch wenn attestiert wird, dass ein Standort für ein Bereitstellungslager in der Nähe von Salzgitter besser geeignet wäre.
Leider verlässt die ESK mit dieser Stellungnahme ihre eigenen ursprünglich vor der Auswahlsuche aufgestellten Kriterien. Das wird sowohl beim Hochwasserschutz als auch bei der Verkehrsanbindung mehr als deutlich. Ursprünglich hatte die ESK einen hochwasserfreien Standort gefordert. Nun scheint es zu genügen, den Standort mit erheblichen Aufschüttungen weitgehend vor Hochwasser zu schützen. Das ist nicht nachvollziehbar. Von Beginn an wurde aus der gesamten Region kritisiert, dass der fehlende zweigleisige Bahnanschluss, die teilweise maroden Bahnbrücken, die vorhandenen engen Tunnel, die engen Ortsdurchfahrten und die lange Entfernung zu Autobahnen vor allen Dingen auch unter Sicherheitsaspekten gegen den Standort Würgassen sprechen. Zwar sieht die ESK dieses auch kritisch, aber nicht als Ausschlusskriterium. Auch hier hat man die eigenen Kriterien deutlich aufgeweicht. Zudem wird nun von Transportmengen ausgegangen, die von der planenden BGZ deutlich höher veranschlagt werden.
Das Bundesumweltministerium wird die Stellungnahme nun genau prüfen, bleibt aber dabei, dass für die Entsorgung des Atommülls im Schacht Konrad ein zentrales Bereitstellungslager unabdingbar vorgeschaltet werden muss. In Gesprächen mit den Bundesländern will man weiter Ausschau nach besseren Standorten halten.
Bürgermeister Hubertus Grimm (Beverungen, Vorsitzender des Standort-AK): „Mit dieser Stellungnahme der ESK werden leider viele von uns vorgetragene Argumente negiert. Sehenden Auges will man an einem Standort festgehalten, der nicht geeignet ist. Noch kann sich das Bundesumweltministerium die vielen Sachargumente zu eigen machen, die gegen Würgassen sprechen und eine andere Entscheidung treffen. Vor allen Dingen auch im Hinblick auf die Energiewende ist Würgassen viel zu wertvoll, um dort ein Atommülllager anstatt einer Produktionsstätte für regenerative Energien zu errichten. Das muss nun auch noch einmal vom Land NRW deutlich gemacht werden. Wenn man dennoch an Würgassen festhalten wird, dann werden wohl am Ende Gerichte darüber befinden, ob in Würgassen gebaut werden kann oder nicht.”