Ein Land in Schieflage - Saisonabschluss mit „Aus dem Nichts“ | Beverunger Rundschau

Veröffentlicht am 03.05.2023 12:16

Ein Land in Schieflage - Saisonabschluss mit „Aus dem Nichts“

Anna Schäfer in der Hauptrolle der „Katja“ auf der Bühne der Beverunger Stadthalle.  (Foto: Kulturgemeinschaft Beverungen)
Anna Schäfer in der Hauptrolle der „Katja“ auf der Bühne der Beverunger Stadthalle. (Foto: Kulturgemeinschaft Beverungen)
Anna Schäfer in der Hauptrolle der „Katja“ auf der Bühne der Beverunger Stadthalle. (Foto: Kulturgemeinschaft Beverungen)
Anna Schäfer in der Hauptrolle der „Katja“ auf der Bühne der Beverunger Stadthalle. (Foto: Kulturgemeinschaft Beverungen)
Anna Schäfer in der Hauptrolle der „Katja“ auf der Bühne der Beverunger Stadthalle. (Foto: Kulturgemeinschaft Beverungen)

Dieses Land ist in Schieflage, das deuteten nicht nur die verschiedenen schiefen Ebenen im Bühnenbild an. Das ist auch die Botschaft des Theaterstücks, mit dem die Kulturgemeinschaft Beverungen jetzt ihre Abo-Spielzeit für diese Saison beendet hat. 2017 kam „Aus dem Nichts” von dem Hamburger Regisseur und Drehbuchautor Fatih Akin in die Kinos, noch vor dem Abschlussurteil im NSU-Prozess, und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter auch ein Golden Globe.

Zum Abschluss der aktuellen Saison stand in einer Produktion der Landgraf-Studios eine Bühnenumsetzung des Kino-Thrillers „Aus dem Nichts” auf dem Programm, die dem gesellschaftlichen Klima nachspürte, wie es zu der NSU-Mordserie kommen konnte und sich mit einem mangelnden Bewusstsein des Staats für rechtsextremen Terror befasste. 300 Zuschauerinnen und Zuschauer erlebten eine beklemmende Inszenierung, die weit über den Kinofilm hinausging.

Der Film war bereits fertig, bevor der NSU-Prozess überhaupt begonnen hatte und musste darum ein ganz eigenes Ende finden. Bühnenautor und Regisseur Miraz Bezar (52) hat sich für seine Theateradaption mehr Zeit genommen. Im September 2019 hatte sein Stück Premiere. Da war der NSU-Prozess bereits gut ein Jahr vorbei. „In der Bühnenversion habe ich versucht, diese von Fatih Akin fiktionalisierte Geschichte mit den realen Ereignissen in Deutschland zusammentreffen zu lassen und mit den Fragen im realen NSU-Prozess zu verbinden”, sagt Regisseur Bezar.

14 Jahre konnte der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) unbehelligt rechten Terror verbreiten. Heute sieht man darin ein weitgehendes Staatsversagen. Dem NSU wurden nachträglich zehn Morde, 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle in Deutschland zugeordnet. Regisseur Miraz Bezar ist es gelungen, eine große Intensität in das Stück zu legen, die auch die rund 300 Zuschauerinnen und Zuschauer spürten. „Das war eine Aufführung, die ganz schön unter die Haut ging”, sagte eine Besucherin.

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