Dorfgemeinschaft reaktiviert historisches Mühlrad der „Alten Mühle“ am Hörler Bach | Beverunger Rundschau

Veröffentlicht am 19.12.2022 13:20

Dorfgemeinschaft reaktiviert historisches Mühlrad der „Alten Mühle“ am Hörler Bach

Die Alte Mühle beheimatet heute den Kindergarten Welda. (Foto: Dorfgemeinschaft Welda)
Die Alte Mühle beheimatet heute den Kindergarten Welda. (Foto: Dorfgemeinschaft Welda)
Die Alte Mühle beheimatet heute den Kindergarten Welda. (Foto: Dorfgemeinschaft Welda)
Die Alte Mühle beheimatet heute den Kindergarten Welda. (Foto: Dorfgemeinschaft Welda)
Die Alte Mühle beheimatet heute den Kindergarten Welda. (Foto: Dorfgemeinschaft Welda)

Die in Urkunden und Abschriften 1486 erstmals erwähnte „Alte Mühle“ am Hörler Bach beherbergt heute den wohl romantischsten Kindergarten im Warburger Land. Nachdem die Mühle mehrere hundert Jahre zum Mahlen und Sägen diente, sicherte sie ab 1905 als Pumpstation mit ihrem Mühlrad die örtliche Wasserversorgung von Welda. 1992 wurde ein neues Mühlrad angeschafft, in Betrieb genommen und zum technischen Denkmal erklärt.
Der Weldaer Ortsbeirat stellte die Weichen für regenerative Energien und das Mühlrad der Alten Mühle lieferte mit einem Generator ab 2003 Ökostrom.
Bedingt durch die immer weiter sinkende Wasserzulaufmenge Hörler Bachs, sank allerdings auch mit den Jahren der durch das Mühlrad erzeugte Strom.
Die Unterhaltungs- und Instandhaltungskosten des Mühlrades mit dem durch Keilriemen angetriebenen Generator überstiegen schließlich die Einspeisevergütung für den jahrelang nachhaltig produzierten Strom. Nachdem durch einen Defekt und Undichtigkeiten an dem alten Getriebe ZTLW 320 der Firma Flender aus Bocholt auch noch permanent Öl austrat, wurde das Mühlrad 2015 angehalten und bedauerlicherweise stillgelegt.

Die Reaktivierung des Mühlrades

2022 ergriff die Dorfgemeinschaft Welda die Initiative, das Mühlrad der alten Mühle zu reaktivieren und wieder in Betrieb zu nehmen.
Nach einer Bestandsaufnahmen der örtlichen Gegebenheiten, sowie Zustand von Mühlrad und Getriebe erarbeitete der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Holger Sprenger ein Konzept zur Reaktivierung und stellte in Absprache mit Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt und der Stadt Warburg einen Antrag beim NRW Förderprogramm Heimatscheck.
Nachdem der Zuwendungsbescheid der Bezirksregierung Detmold am 29. April 2022 eintraf, konnte es endlich losgehen.
Mit ehrenamtlichem Engagement, viel Eigenleistung und öffentlichen Mitteln in Höhe von 2.000 Euro aus dem NRW Heimatscheck konnte dieses Vorhaben in 2022 erfolgreich umgesetzt werden.
Das Getriebe wurde durch die Weldaer Rentner AG in Eigenleistung repariert und abgedichtet.
Diese Arbeitsgruppe aus Ruheständlern wurde 2005 von Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt ins Leben gerufen und sollte eigentlich bei Bedarf zwanglos kleinere Arbeiten in der Gemeinde ausführen, damit der Ort in seiner Schönheit und in einem gepflegten Zustand erhalten werden kann.
Mittlerweile übernimmt die örtliche Rentner AG allerdings so viele Aufgaben in Welda, dass sie nicht mehr wegzudenken ist.
Auch Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt ließ es sich nicht nehmen tatkräftig mit anzupacken.

Umfangreiche Arbeiten

Das Mühlrad und der Zulauftrog wurden mechanisch von den jahrelangen Anhaftungen und Verkrustungen befreit und gereinigt. Die alte Einlaufklappe und das Gestänge, an dem sich immer wieder Äste verfingen, wurden entfernt. Der Wassereinlauf auf das Mühlrad wurde so modifiziert, dass die Wassermenge begrenzt werden kann und sich das Mühlrad in der vorgesehenen Geschwindigkeit dreht.
Die technikbegeisterten Tüftler Oswald Blömeke und Holger Sprenger, beides gelernte Mechaniker mit zusammen über 8 Jahrzehnten Erfahrung mit Getrieben und Antrieben, haben auch gemeinsam den Einlauf modifiziert. Mit dem mit zwei großen Bohrungen versehenen neuen Edelstahlblech und den vier selbst angefertigten Distanzringen, die zusätzlich mit Epoxidharz vergossen wurden, lassen sich jetzt je nach Bedarf 8 unterschiedliche Durchflussmengen realisieren, die auf das Mühlrad fließen und es zum drehen bringen.

Zum kontrollierten Abstellen des Mühlrades dienen zwei mit Epoxidharz gefüllte Verschlusstopfen, die zum schnellen Einsatz in einem Behälter direkt am Zulauftrog lagern. Alle sind begeistert von der Technik und den Fähigkeiten, wie man sich bereits im Mittelalter regenerative Energien zu Nutze gemacht hat
„Die Kräfte, die das behäbig wirkende Mühlrad der Alten Mühle entfaltet, sind gewaltig“, erläutert Holger Sprenger. „Wenn sich die großvolumigen über 30 Liter fassenden Schaufeln mit Wasser füllen und das Mühlrad sich dreht, bringt es wesentlich mehr Drehmoment auf, wie der 1.500 PS starke 12 Zylinder Bi-Turbo-Motor des 60 Tonnen schweren Kampfpanzers Leopard II. Mit solchen Kräften muss man mit Bedacht und respektvoll umgehen.“
Da sich der Kindergarten in der Alten Mühle befindet, erhielt der Dreh- und Absturzbereich an der Stützmauer des Mühlrades zur Absicherung noch zusätzlich einen hohen Doppelstabmattenzaun.

Informationswand über Historie

Das Dorfarchiv, die Weldaer Chroniken, Heimatblätter und die alten Berichte der Dorfgemeinschaft wurden nach Informationen über die Alte Mühle durchforstet, um die umfangreiche Historie der Mühle, deren Entwicklung und die Bedeutung für das Leben in Welda erstellen und für alle zugänglich machen zu können. Zum Abschluss des Projektes wurde von der Rentner AG an der Ostseite der Mühle noch eine Informationswand mit der Historie und Fotos der Alten Mühle am Hörler Bach aufgestellt. Auch ein Video vom Mühlrad und der Mühle wurde erstellt und mit der Historie auf der Homepage veröffentlicht.

Das historische Mühlrad der Alten Mühle am Hörler Bach, welches seit 1486 einen Mahlstein und später zudem noch eine Säge antrieb, ab Beginn des 20. Jahrhunderts die örtliche Wasserversorgung von Welda sicher stellte und ab 2003 mit erneuerbaren Energien Strom erzeugte, dreht sich nun zur Freude der Weldaer Bürgerinnen und Bürger wieder.
Die umfangreiche Historie der Alten Mühle mit einem Video und vielen Fotos ist auf der Homepage von Welda unter www.welda.de/muehle abrufbar. Das Projekt wurde unterstützt durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.

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